Bestäubungshandbuch für Gärtner, Landwirte und Imker

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BienenHorst
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Bestäubungshandbuch für Gärtner, Landwirte und Imker

von BienenHorst am 02.01.2013 17:42

Bestäubungshandbuch für Gärtner, Landwirte und Imker

Sammlung eigener Untersuchungen und Zusammenfassung der Fachliteratur
Dipl.-Ing. Dr. nat. techn. Stefan Mandl
Arbeitsgemeinschaft Bienenforschung
an der Universität für Bodenkultur Wien
[email protected]
0043/6991/3922400

Auszüge über Gentechnisch veränderte Pflanzen aus dem Buch:

"Unter gentechnisch veränderten Pflanzen versteht man Pflanzen, die durch menschliches Zutun Gene von anderen Lebewesen enthalten, um gewisse gewünschte Eigenschaften zu erhalten; z.B.: Krankheitsresistenz, Schädlingsresistenz, verändertes Wachstum, etc.
Die Entwicklung der Gentechnik ist für die Menschheit gleich wertvoll wie das Erkennen der
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Nutzungsmöglichkeiten des Feuers. Durch Gentechnik konnten großartige Erfolge in der Medizin erreicht werden und in Hinblick auf die daraus resultierende Hilfe für viele Menschen, ist die Euphorie für diese Methode verständlich.
Genauso wie wir Feuer nutzen, in streng abgeschlossenen Räumen (Ofen), unter genauer Kontrolle durch den einzelnen Nutzer wie auch durch gesetzlich geregelte Mechanismen (Rauchfangkehrer viermal im Jahr; feuerpolizeiliche Bestimmungen; in jedem Dorf eine Feuerwehr etc.) darf auch nur die Gentechnik verwendet werden.
Wenn es mir kalt ist, zünde ich auch nicht das ganze Haus an, sondern nur den Ofen und kümmere mich um die nötige Sicherheit.
Die momentane Verwendung von gentechnisch veränderten Pflanzen auf riesigen Agrarflächen (allein in den USA 54 Mio. ha im Jahr 2006) kommt eher der Methode gleich: Ich zünde den Wald an, damit ist es mir nicht kalt ist.
Die am häufigsten verwendeten gentechnisch veränderten Pflanzen enthalten ein Gen von Bazillus thuringiensis. Dadurch sind sie leicht insektengiftig und ersparen daher eine Menge Insektizide, um die Pflanzen vor Fraßinsekten zu schützen.
Da riesige Flächen mit leicht insektengiftigen Pflanzen angebaut werden, ist die Wirkung auf die gesamte Insektenwelt von Nachteil. Da das Gift nicht zum sofortigen Tod der Bienen führt, ist der Nachweis des Zusammenhanges: Bt-Pflanzen – Insektensterben schwer zu erbringen. Für Langzeitversuche, die die Wirkung eines geschwächten Immunsystems der Insekten durch für sie giftige Pflanzen dokumentieren, fehlt das nötige Geld oder auch Interesse.
Allgemein gelten Spritzmittel auf Basis von Bazillus thuringienses aufgrund der zur Zulassung notwendigen Untersuchungen als „bienenungefährlich", wobei es auch da anscheinend zu erheblichen Interpretationsunterschieden kommt:
Das Produkt Xen Tari ® (Abbott Laboratories) mit dem aktiven Inhaltsstoff Bazillus thuringiensis aizawai hat im Beipackzettel folgenden Text: „Dieses Produkt ist in der direkten Anwendung für Honigbienen hochgiftig. Verwenden Sie dieses Produkt nicht, während Bienen die Behandlungsfläche besuchen". (Delaplane und Mayer, 2000)
An der Universität Jena wurde vor kurzem ein Fütterungsversuch mit Bt-Pollen von Mais an Honigbienen gemacht. Man hatte eine Versuchsgruppe und eine Kontrollgruppe. Über mehrere Tage wurde der Versuchsgruppe Bt-Maispollen und der Kontrollgruppe normaler Maispollen gefüttert. Die Veröffentlichung des Ergebnisses in den Medien hatte die Überschrift: „ Bt-Pollen ist für Bienen ungefährlich". Bei genauer Durchsicht der Arbeit stösst man auf einen Absatz (sinngemäß): Bei der Bt-Versuchsgruppe gab es eine signifikant höhere Sterblichkeit durch Mikrosporidien; die Zusammenhänge müssen noch genauer untersucht werden."
Solange Forschungsarbeiten so interpretiert und publiziert werden, ist eine seriöse Diskussion über dieses Thema
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schwer.
Vor zwei Jahren habe ich einen Artikel über die Zusammenhänge Bt-Pflanzen – Insektensterben in einer renommierte österreichischen Zeitschrift (Mandl, 2007; derstandard.at) publiziert und die gleichen Aussagen auch im österreichischen (Mandl, 2007; ORF) und deutschen Fernsehen (Mandl, 2007; SAT 1) wiederholt.
Bis auf eine gewisse mediale Anteilnahme konnten leider keine Veränderungen erzielt werden.
Die Honigbiene als Bestäubungsinsekt ist in zweifacher Weise betroffen:
Durch die Wirkung des Toxins kann es zu Schwächungen des Immunsystems kommen und verbunden mit anderen Stressfaktoren wie z.B. Parasiten, Krankheiten, Mangelernährung etc. zum Tod des Bienenvolkes führen.
Durch die Bestäubungsdienste der Honigbiene werden natürlich Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf angrenzende Felder mit natürlicher Flora übertragen. Dadurch kann es zu ungewollten Verkreuzungen mit nicht absehbaren Folgen kommen. Ist das Erbgut einmal in die Umwelt ausgebracht, gibt es keine Möglichkeit, es wieder unter Kontrolle zu bringen.
Wir wissen welche furchtbaren Folgen das unsachgemäße Verwenden von Feuer hat, wir haben aber keine Vorstellung darüber, welche Folgen die massenhafte Verwendung von Gentechnik in der freien Natur haben kann. "

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